Monday, July 6, 2015

Banker rechnen mit Grexit

Führende deutsche Ökonomen sehen Griechenland nach dem "Nein" im Referendum über Sparauflagen auf dem Weg aus dem Euro. "Es läuft auf einen Grexit hinaus", sagte BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels am Sonntagabend der Nachrichtenagentur Reuters.
"Ein Ende mit Schrecken ist möglich", sagte auch der Chefökonom der Berenberg Bank, Holger Schmieding.

Eine Staatspleite scheint kaum noch vermeidbar, nachdem Athen vor wenigen Tagen eine Rückzahlung an den Internationalen Währungsfonds nicht leistete und auch keine neue Hilfsgelder mehr bekommt. 


"Am 20. Juli könnten die von der EZB gehaltenen Staatsanleihen nicht wie vereinbart zurückgezahlt werden", erwartet nun Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Dann dürfte die EZB die Obergrenze für die ELA-Notkredite nicht erhöhen, so dass die griechischen Banken auszubluten drohen."

Zudem werde es für die Regierung schwierig, die nächsten Lohn- und Rentenzahlungen zu stemmen. "In einer solchen Situation bliebe der Regierung kaum etwas anderes übrig, als eine neue Währung einzuführen, um so die Zahlungsfähigkeit zurückzugewinnen", erklärte Krämer. "Das wäre wohl faktisch das Ende eines Mitgliedschaft in der Währungsunion."
"Die Wirtschaft ist gelähmt"

Einen Last-Minute-Kompromiss hält Berenberg-Experte Schmieding für kaum noch machbar. "Die Regierung hat die Wirtschaft so gelähmt, dass der Finanzbedarf von Griechenland von Woche zu Woche steigt", sagte er. "Das macht es den Gläubigern sehr, sehr schwer, etwas anzubieten, das ausreichen könnte." Die Eurogruppe habe die Wahl, sagte BayernLB-Ökonom Michaels: "Entweder das Gesicht zu verlieren und nachzugeben oder den Grexit zu riskieren und unbekanntes Terrain zu betreten", so der Experte. "Die Kuh ist eingebrochen. Sie ist zwar noch nicht untergegangen, sie steht aber mit einem der vier Füße im Wasser", beschreibt er die Wahrscheinlichkeit eines Grexit.

Bei der Deutschen Bank wird das ähnlich gesehen. "Die nächsten Wochen werden für Griechenland von hoher Unsicherheit geprägt sein - verlässliche Prognosen sind kaum möglich", sagte deren Ökonom Nicolas Heinen. "Denkbar ist, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in Griechenland weiter zuspitzen werden, sodass die Stimmung kippt und die Regierung Alexis Tsipras unter Druck gerät." Unter einer neuen Regierung unter Führung des bürgerlichen Lagers könnte dann über ein weiteres Rettungspaket verhandelt werden. "Bleibt Tsipras an der Macht, dürften Spekulationen über eine baldige Zahlungsunfähigkeit und eine griechische Parallelwährung in den kommenden Wochen zunehmen", sagte Deutsche-Bank-Experte Heinen.

In der Volksbefragung am Sonntag sprach sich einer ersten offiziellen Hochrechnung zufolge eine klare Mehrheit gegen die Sparforderungen der Euro-Zone und des IWF aus: 61 Prozent votierten mit "Nein", nur 39 Prozent mit "Ja". (rtr) 

  [fr-online.de]
5/7/15

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