Sunday, July 28, 2013

Und willst du nicht mein Bruder sein..... Im Rahmen der Satire keine Zensur geben darf.

Acht Minuten oder fünf Fragen lang dauert es, dann beendet Griechenlands Oppositionsführer Alexis Tsipras ein Interview und wirft mich hinaus. Die Geschichte einer Kommunikationsstörung.  
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Am 21. Juli veröffentlichte die Athener Zeitung „Avgi“ (Morgenröte) einen Bericht, der so begann: „Die F.A.Z. ist eine der größten und renommiertesten Zeitungen Deutschlands. Daher ist es logisch, dass sie sich für die Entwicklungen in Griechenland interessiert und darüber berichtet. Ihr Berichterstatter für Griechenland und den Balkan, M. Martens, scheint aber von dem Stil eines Prokonsuls inspiriert zu sein, mit welchem seine Landsleute, Politiker sowie Funktionäre der Troika, aufzutreten pflegen, wenn sie in den Büros der griechischen Regierung herumspazieren.

Er glaubte wohl, ein solches Auftreten werde auch von allen anderen geduldet. Daher dachte er, der Oppositionsführer sei allgemein sogar für Interviews politisch verantwortungsloser Natur verfügbar...“ Der Oppositionsführer ist Alexis Tsipras, Chef der griechischen Linkspartei Syriza, der größten Oppositionsfraktion in Athen. „Avgi“ ist seine Parteizeitung, sozusagen der „Bayernkurier“ von Syriza.
Was die Leser aus dem Bericht nicht erfuhren: Tsipras hatte dieser Zeitung ein Interview gegeben, es aber nach sieben Minuten und fünfzig Sekunden (respektive der fünften Frage) abgebrochen und den Journalisten hinausgeworfen. Dazu schrieb Danae Badogianni, Tsipras’ Pressesprecherin, in einer E-Mail an einen der Herausgeber dieser Zeitung (Betreff: „Beschwerdeschreiben im Auftrag von Alexis Tsipras zum abgebrochenen Interview mit der F.A.Z.“), der Fragesteller habe „die Grenzen journalistischer Arbeitsethik weit überschritten“, er arbeite mit „Gerüchten, Aussagen Dritter und ungeprüft übernommenen Informationen“. Da er der „Klatschpresse“ keine Interviews gewähre, habe Tsipras sich „genötigt“ gesehen, das Gespräch abzubrechen.
Dass ein Politiker ein Interview beendet und den Journalisten hinauswirft, ist in Ordnung. Kein Journalist hat ein Grundrecht auf Interviews. Bei den „Gerüchten, Aussagen Dritter und ungeprüft übernommenen Informationen“ handelt es sich allerdings um Aussagen von Tsipras selbst. Sie sind auf der Internetseite seiner Partei und in „Avgi“ zu finden.
Hier aber zunächst ein Transkript der Audioaufnahme des Interviews in einer Übersetzung aus dem Griechischen. Es handelt sich um eine unredigierte, wortgetreue Rohfassung des Gesagten. 

Die erste Frage ist vielleicht, zugegeben, eine seltsame erste Frage für ein Interview, aber Sie werden später verstehen, warum ich sie gestellt habe. Würden Sie sich als humorvollen Menschen beschreiben?
„Als humorvoll?“
Ja, als humorvollen Menschen. Als Menschen, der einen Sinn für Humor hat.
„Es ist schwer, sich selbst zu beschreiben. Aber ich glaube, ich habe Sinn für Humor, auch wenn ich nicht pflege, mich selbst zu loben.“
Verstehe. Der Grund, warum ich das frage, sind die Karikaturen in „Avgi“. Zum Beispiel hatten Sie am 14. April dieses Jahres in der Syriza-Zeitung eine Karikatur, in der Hitler in der Hölle zu sehen war, am Telefon, und er sagte: „Angela, bist du es? Du wirst doch den Griechen kein Geld geben?“ Und sie antwortete: „Nein, natürlich nicht, wir stehen nur in Ihrer Schuld, mein Führer!“ Finden Sie das lustig? Können Sie darüber lachen?
„Ich muss zugeben, dass ich das nicht gesehen habe. Aber ich glaube, dass es im Rahmen der Satire keine Zensur geben darf. Wir müssen einsehen, dass humoristische Karikaturen, die von allen Seiten veröffentlicht wurden, sowohl im ,Focus‘ als auch im ,Spiegel‘ oder in griechischen Zeitungen, häufig von einem feinen Sinn für Humor gekennzeichnet sind, der aber den politisch korrekten Gedanken, die wir in den Beziehungen der beiden Völker haben müssen, oft Unrecht tut.“
Ich frage das, weil ich eine allgemeinere Frage stellen möchte. Es geht nicht nur um die Karikaturen und einige Kommentare in „Avgi“. Es gibt viele Aussagen - von Ihnen, Mitgliedern Ihrer Partei, Menschen, die Ihrer Partei nahestehen, Gewerkschaftsführern, die Ihrer Partei angegliedert sind oder als Syriza nahestehend gelten - zum „vierten Reich“, das Griechenland dominieren oder kolonisieren wolle. Andere nennen (den früheren griechischen Regierungschef) Papandreou oder jetzt Samaras einen griechischen Quisling. Glauben Sie, dass dies die Sprache ist, die politische Führer im Europa 2013 benutzen sollten?
„Ich stelle fest, dass Sie nicht gut informiert sind. Solche politischen Ansichten werden weder von Syriza noch von ,Avgi‘ vertreten. Es sind politische Ansichten, die leider präsent sind in Griechenland, aber von politischen Parteien im Bereich der nationalistischen Rechten vertreten werden. Syriza vertritt die Meinung, dass das Problem nicht die Beziehung zwischen beiden Ländern ist, sondern es sich um ein Problem europäischer Natur handelt, das einer europäischen Lösung bedarf. Syriza widersetzt sich der Politik von Frau Merkel, da diese Politik nicht nur Griechenland, sondern ganz Europa zerstört.“
Der prospektive Ministerpräsident Griechenlands spricht ruhig und gelassen, seine Mimik und Körpersprache zeigen aber, dass er ungehalten ist. Vermutlich weiß er genau, dass die Behauptung, seine Parteizeitung bediene sich der unsäglichen NS-Vergleiche nicht, falsch ist. Selbst eine flüchtige Lektüre von „Avgi“ beweist das. Nicht nur Karikaturen wie das Hitler-Merkel-Telefonat künden davon.
Über den Besuch von Finanzminister Schäuble in Athen berichtet „Avgi“ am 20. Juli unter dem Titel: „Gauleiter Schäuble unterstützt seine Schüler.“ Keine NS-Terminologie? Eines indes stimmt: Die Nazi-Vergleiche kommen auch von der griechischen Rechten, vor allem der Partei „Unabhängige Griechen“ und ihrem Chef Panos Kammenos. Als Beispiel einige Kammenos-Kommentare von der Internetseite seiner Partei:
„Jene, die mit dem ökonomischen vierten deutschen Reich kooperieren, müssen wissen, dass die Deutschen ihre Kollaborateure töteten, als sie abzogen“ (Rede am 10. 6. 2013).
„Wir haben uns als Fraktion gebildet mit den ersten zehn Abgeordneten, die ,nein‘ zu allem zu sagen wagten, ,nein‘ zur Kapitulation Griechenlands, ,nein‘ zum deutschen Joch...Wir werden die Griechen einen, um die fremde Besatzung durch Banker, Kredithaie und ihre einheimischen Quislinge zu beenden“ (Rede am 27. 4. 2013).
Außer Deutschen sind für Kammenos Asylanten die gefährlichsten Feinde Griechenlands. Am 13. Juni 2012 sagte er dem TV-Sender „Kontra-Channel“: „Wir sehen, wie sie mit Kalaschnikows in die Häuser kommen, was es früher nicht gab in Griechenland.“ Wenn es der EU nicht gelinge, Druck auf die Türkei auszuüben, müsse Griechenland seine Asylanten eben nach Deutschland abschieben - Schäuble solle sich um sie kümmern: „Sie müssen alle gehen.“
Dass der Linkspopulist Tsipras und der Rechtspopulist Kammenos gemeinsame Sache machen, kann nicht überraschen. Sie leben in ähnlichen Welten. Eine Syriza-Delegation kam zum Parteitag der „Unabhängigen Griechen“, bei einem Treffen am 22. März diskutierten Tsipras und Kammenos Möglichkeiten der Kooperation. Daher meine vorletzte Frage:
Wenn diese Aussagen nur von Nationalisten stammen, warum flirten Sie dann mit semi-faschistischen Parteien wie den „Unabhängigen Griechen“?
„Flirten mit?“
Mit semi-faschistischen Parteien.
„Semi...“
...faschistischen Parteien.
„Auch hier sind Sie nicht gut informiert. Sie können nicht eine Partei als semi-faschistisch bezeichnen, die im Parlament vertreten ist und im politischen Leben eine differenzierte demokratische Präsenz aufweist. Auch wenn wir mit Ihren Ansichten in einer Reihe von Themen nicht übereinstimmen, darf niemand eine Partei, die eine politisch korrekte Meinung zu Frau Merkel vertritt, als semi-faschistisch bezeichnen. Und ich möchte Sie bitten, die Formulierung Ihrer Frage zu ändern.“
Tsipras hat recht. Das Wort „semi-faschistisch“ ist unangemessen, eine törichte Übertreibung. „Rechtspopulistisch“ wäre als Charakterisierung der Partei besser gewesen. Ich habe mich kurz nach dem Interview bei Tsipras schriftlich für die Wortwahl entschuldigt. Aber darum ging es ihm nicht. Zum Rauswurf führte die fünfte Frage. Sie lautete:
Im Juni 2012 sagten Sie, (die Regierungsparteien) Nea Dimokratia und Pasok hätten „die griechische Flagge erniedrigt und an Angela Merkel ausgeliefert“. So sind Sie zumindest von Medien zitiert worden. Können Sie erläutern, was das bedeutete?
„Im Juni?“
Im Juni 2012 sagten Sie, laut (der Athener Zeitung) „Kathimerini“, dass Pasok und Nea Dimokratia die griechische Flagge erniedrigt und an Angela Merkel ausgeliefert hätten. Wenn das ein korrektes Zitat ist, was ich natürlich nicht weiß - was bedeutete es?
„Ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas je gesagt zu haben.“
Mit diesem Satz beendet Alexis Tsipras das Interview. Er beschwert sich über bösartige Fragen und sagt, er habe „niemals“ behauptet, Athener Regierungen hätten die griechische Flagge Frau Merkel übergeben. Eine Videoaufzeichnung seiner vom griechischen Fernsehen übertragenen Abschlusskundgebung vor der Parlamentswahl im Juni 2012 beweist jedoch das Gegenteil.
Am 14. Juni 2012 sprach Tsipras auf dem Omoniaplatz in Athen und sagte vor Tausenden Anhängern wörtlich, Nea Dimokratia und Pasok hätten „die griechische Flagge erniedrigt und als Beute an Angela Merkel ausgeliefert“. Eine Presseerklärung von Syriza enthält denselben Satz, nur ohne das Wort „Beute“.
Seltsam geht es auch nach dem Interview weiter. Etwa drei Stunden nach dem Rauswurf ruft Pressesprecherin Danae Badogianni an. Sie verlangt zu erfahren, mit welchen griechischen Journalisten ich mich an diesem Tag getroffen habe und wer meine Informanten zur Vorbereitung der Fragen waren. Sie nennt den Namen eines namhaften Athener Kollegen. Man habe ihr gesagt, dass ich mich mit ihm getroffen habe, ob das stimme?
Griechische Journalisten werden ebenfalls von Syriza kontaktiert und gefragt, ob sie mit dem Deutschen gesprochen hätten. Als ich mehrfach verneine, einen bekannten Journalisten der Zeitung „Kathimerini“ getroffen zu haben, hakt Frau Badogianni nach: „Sind Sie sicher, dass Sie heute mit niemandem von ,Kathimerini‘ gesprochen haben?“
Gegenfrage: Wenn Alexis Tsipras und seine Leute einen Journalisten, der sie mit ihren eigenen Aussagen konfrontiert, unethisch nennen - sagt das nicht am Ende mehr über sie selbst und die Kultur ihres politischen Dialogs aus als über denjenigen, der sie zitiert?
 http://www.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/griechenland-und-willst-du-nicht-mein-bruder-sein-12307999.html
27/7/13

2 comments:

  1. Μήπως δουλεύει στην Bild;...

    Η FAZ είναι μία από τις πιο μεγάλες και έγκριτες γερμανικές εφημερίδες και είναι λογικό να ενδιαφέρεται για τις εξελίξεις στην Ελλάδα και να τις καλύπτει. Πλην όμως, ο ανταποκριτής της για την Ελλάδα και τα Βαλκάνια, Μ. Μάρτινς, έχει μάλλον επηρεαστεί από το ύφος ανθύπατου, με το οποίο κυκλοφορούν στα κυβερνητικά γραφεία οι συμπατριώτες του πολιτικοί και τα στελέχη της τρόικας, και νόμιζε ότι αυτή η συμπεριφορά είναι ανεκτή και από τους υπόλοιπους. Έτσι θεώρησε ότι ο αρχηγός της αξιωματικής αντιπολίτευσης είναι γενικώς διαθέσιμος ακόμη και για παραπολιτικού τύπου συνεντεύξεις με ερωτήσεις επιπέδου μονταζιέρας.

    Δεν ξέρουμε από πού συνέλεξε τα στοιχεία για τη συνέντευξή του ο συνάδελφος, αλλά αν κρίνουμε από το ύφος, την αποσπασματικότητα και τις ανακρίβειες, μάλλον κατέβηκε μέχρι την παραλία να εισπνεύσει καθαρό φαληρικό αεράκι και να εμπνευστεί.

    Εκτός, αν αντί για τη FAZ εκπροσωπεί την Bild και δεν το είχαμε καταλάβει...
    http://www.avgi.gr/article/657564/mipos-douleuei-stin-bild-
    21/7/13

    ReplyDelete
  2. Ο Γερμανός δημοσιογράφος...

    Του Τάκη Θεοδωρόπουλου
    Το κωμικοτραγικό επεισόδιο με τον Γερμανό δημοσιογράφο που προκάλεσε ο κ. Τσίπρας μου θύμισε τον αείμνηστο. Εκείνος λοιπόν, κατά κόσμον Ανδρέας Παπανδρέου, στην προεκλογική εκστρατεία του 1981 ενθουσίαζε τα πλήθη υποσχόμενος την έξοδο της χώρας από την ΕΟΚ. Οταν επιτέλους εξελέγη με το ύφος του σοσιαλιστή ηγεμόνα που μάγευε τον λαό απεκάλυψε ότι έκανε τους απαραίτητους λογαριασμούς και διεπίστωσε ότι το κόστος της εξόδου ήταν μεγαλύτερο από το κόστος της παραμονής. Ως εκ τούτου ο καλός νοικοκύρης δεν ήθελε να επιβαρύνει τη χώρα με περιττά έξοδα. Ούτε θύμωσε, ούτε τίποτε. Ταλαντούχος όπως ήταν ήξερε να κινείται στο δυσδιάκριτο σύνορο που χωρίζει τον σουρρεαλισμό από τον ρεαλισμό.

    Ο κ. Τσίπρας διακήρυττε στο εκλογικό του κοινό πέρυσι πως η Ν.Δ. και το ΠΑΣΟΚ έχουν υποστείλει την ελληνική σημαία και έχουν παραδώσει την κυριαρχία της χώρας στην Αγκελα Μέρκελ. Τότε δεν ήταν αρχηγός του κόμματος της αξιωματικής αντιπολίτευσης. Και είναι προφανές πως τώρα που ξέρει ότι ενδέχεται να αναλάβει τη διακυβέρνηση της χώρας δεν θέλει να θυμάται, και να του θυμίζουν, σκηνές από το έργο που έπαιζε το περασμένο καλοκαίρι. Οι συνθήκες αλλάζουν, οι πολιτικοί και οι πολιτικές τους προσαρμόζονται σ’ αυτές και, εκτός των άλλων, κρίνονται και από τη δυνατότητα προσαρμογής τους. Αυτά συμβαίνουν και στις καλύτερες οικογένειες.

    Εκείνο που δύσκολα αλλάζει είναι τα εξαρτημένα αντανακλαστικά που όλοι μας κληρονομήσαμε από τους καιρούς της εφηβείας μας. Διότι ο κ. Τσίπρας συμπεριφέρθηκε απέναντι στον Γερμανό δημοσιογράφο σαν πρόεδρος δεκαπενταμελούς, ο οποίος έχει μάθει να χειρίζεται τη δημοσιότητα με δασκάλα την κ. Παναγιωταρέα, κοινώς να τον αντιμετωπίζουν ως χαριτωμένο παιδί που όλο και κάτι έξυπνο θα έχει να μας πει. Τα υπόλοιπα, περί επιστολής διαμαρτυρίας στη διεύθυνση της εφημερίδας, ας τα αφήσουμε για να τα καταχωρίσουν οι ανθρωπολόγοι του μέλλοντος στην παρακαταθήκη του ελληνικού φολκλόρ.

    Είναι πολύ θετικό ότι ο κ. Τσίπρας θέλει να πάρει τις αποστάσεις του από την πρωτόλεια αντιευρωπαϊκή ρητορική. Το αρνητικό είναι ότι αισθάνεται ανασφαλής, εκεί που αντιθέτως έπρεπε να δείξει και θάρρος και ευστροφία. Διότι φαίνεται ότι έχει συνειδητοποιήσει και ο ίδιος ότι στο άμεσο μέλλον η τύχη της χώρας θα κριθεί ανάμεσα στις ευρωπαϊκές και τις αντιευρωπαϊκές δυνάμεις.
    http://www.kathimerini.gr/4dcgi/_w_articles_kathpolitics_1_27/07/2013_511501
    27/7/13

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