Monatelang zeigte
Deutschland Griechenland die kalte Schulter, Schäuble und Merkel gaben
sich hart und fast kaltherzig. Jetzt werben sie vor dem EU-Gipfel um
Vertrauen für das Krisenland.
Wenige Tage vor dem EU-Gipfel hat die Bundesregierung
um Vertrauen für das krisengeschüttelte Euro-Sorgenkind Griechenland
geworben. Während sich Bundeskanzlerin Angela Merkel dafür aussprach, an
die Griechen zu glauben, schloss ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble
(beide CDU) eine Staatspleite Athens aus. Mit Spannung wird der Bericht
der internationalen Geldgeber-Troika aus EU, Europäischer Zentralbank
(EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) erwartet. Er ist Grundlage
für die Entscheidung zur Auszahlung der von Athen dringend benötigten
Kredittranche von 31,5 Milliarden Euro.
Auch
Deutschland habe nach dem Zweiten Weltkrieg von der Zuversicht der
anderen europäischen Länder profitiert, sagte Merkel am Samstag beim
Landesparteitag der niedersächsischen CDU in Celle. "Uns hat man
Vertrauen entgegen gebracht und ich finde, wir haben allen Grund auch
anderen Vertrauen entgegen zu bringen." Um die Eurokrise zu bestehen,
sei zudem Glaubwürdigkeit unverzichtbar. "Wir brauchen Glaubwürdigkeit
untereinander und in der Welt." In der Vergangenheit habe diese wegen zu
vieler uneingelöster Versprechen gelitten.
Der
Euro sei mehr als eine Währung, sagte Merkel. "Er ist auch ein
Bekenntnis für gemeinsame demokratische Werte, die wir mit einer
gemeinsamen Währung zum Ausdruck bringen, dass wir uns nicht
auseinanderdividieren lassen." Nur durch die enge Bindung der Länder in
Europa könne das System gegen Krisen von außen geschützt werden. "Ich
bin entschlossen, mich der Mühe zu unterziehen, auch wenn es schwierig
ist."
Schäuble: Kein Staatsbankrott
Auch
Finanzminister Schäuble stärkte dem Euro-Sorgenkind Griechenland den
Rücken: Trotz der noch offenen Hilfszahlung der internationalen
Geldgeber schloss der CDU-Politiker eine Staatspleite Athens aus. "Ich
denke, das wird nicht passieren, dass es einen Staatsbankrott in
Griechenland gibt", sagte Schäuble am Sonntag in Singapur. Auch einen
Austritt des hoch verschuldeten Landes aus der Währungsgemeinschaft
werde es nicht geben.
"Es hat keinen Sinn, über
den Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone zu spekulieren." Dies wäre
äußerst schädlich für Griechenland und den Euro sowie die
Weltwirtschaft, sagte Schäuble in dem südostasiatischen Stadtstaat vor
der deutsch-singapurischen Industrie- und Außenhandelskammer. Jeder
vertraue der griechischen Regierung von Antonis Samaras, dass er das
Nötige tun werde. Mit Blick auf Spekulationen über weitere Hilfen oder
Erleichterungen durch die internationalen Geldgeber bekräftigte
Schäuble, zunächst müsse der Bericht der Troika aus EU-Kommission,
Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF)
vorliegen. Der Bericht werde in den kommenden Wochen erwartet.
Verhandlungen auf gutem Weg
Zur
Bewältigung der Schuldenkrise in Griechenland hatte
EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen erneut ein Rückkaufprogramm ins
Spiel gebracht. Er könne sich vorstellen, dass die griechische Regierung
mit geliehenem Geld eigene Staatsanleihen erwirbt, um so die hohe
Schuldenquote zu drücken. Eine niedrigere Quote gilt als eine
Voraussetzung dafür, dass sich Griechenland künftig wieder über private
Geldgeber finanzieren kann und ohne Hilfen auskommt.
Nach
"Spiegel"-Informationen sind die Kontrolleure uneins über den Bericht
zu Griechenland. Ursprünglich war zwischen der Troika und Athen
vereinbart worden, den Schuldenstand des Euro-Krisenlandes bis zum Jahr
2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu senken.
Griechenland wird das Ziel wegen der schlechteren wirtschaftlichen
Entwicklung aber auf jeden Fall verfehlen, wie das Magazin unter
Berufung auf interne Troika-Berechnungen berichtete. Die Geldgeber seien
nun uneins darüber, wie hoch die Abweichung ausfallen werde.
Griechenlands Ministerpräsident Samaras zeigte sich in der Athener
Zeitung "Kathimerini" am Wochenende aber optimistisch, dass es bis zum
EU-Gipfel am 18. Oktober eine Einigung auch in dieser Frage geben werde.
Derweil sind die Verhandlungen rund um das neue
milliardenschwere Sparpaket nach dpa-Informationen auf einem guten Weg.
Dies betreffe vor allem die reinen Sparmaßnahmen. Es seien noch einige
Fragen offen wie ein einfacheres Steuersystem sowie die Entscheidungen
zur Entlassung von Staatsbediensteten, erfuhr die dpa am Sonntag aus
Verhandlungskreisen. Athen hofft, die Verhandlungen bis Mittwoch
größtenteils abgeschlossen zu haben.
EU-Währungskommissar
Olli Rehn hatte bereits angekündigt, dass die nächste Hilfsrate von
31,5 Milliarden Euro spätestens im November ausgezahlt werde. Die
Euro-Partner hatten Athen aber auch eine Frist bis zum 18. Oktober
gesetzt, um die schon vor Monaten vereinbarten Reformmaßnahmen
vollständig umzusetzen.
(dpa, N24)
www.n24.de/news
14.10.2012
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